Plastikfrei = nachhaltig? Die andere Seite der Medaille
Plastik hat in der öffentlichen Wahrnehmung oft einen schlechten Ruf. Der Verzicht auf Plastik wird häufig als beste Lösung für Umweltprobleme gesehen. Doch das Bild ist komplexer, und plastikfreie Alternativen sind nicht immer umweltfreundlicher. Hier sind fünf Beispiele, die zeigen, warum „plastikfrei“ nicht immer die beste Wahl ist – und wie Kunststoff in einigen Fällen eine nachhaltigere Option darstellen kann.
1. Papierstrohhalme vs. Mehrweg-Kunststoff-Strohhalme: Eine Frage der Funktionalität und Sicherheit
Papierstrohhalme gelten als umweltfreundliche Alternative zu Plastikstrohhalmen. Doch wusstest du, dass viele von ihnen schädliche Chemikalien abgeben können? Untersuchungen des Chemischen Veterinäruntersuchungsamts Stuttgart und des Kantonalen Untersuchungslabors St. Gallen haben gezeigt, dass viele Papierstrohhalme Stoffe wie Chlorpropanole freisetzen, die als krebserregend gelten. Außerdem kennen wir alle das Problem: Papierstrohhalme weichen schnell auf und machen das Trinken unangenehm. Wenn du also auf der sicheren Seite sein möchtest, greif lieber zu Mehrweg-Strohhalmen aus Kunststoff, Glas oder Edelstahl. Diese halten länger, sind einfach zu reinigen und setzen keine schädlichen Stoffe frei.
Mehr Infos zu den Untersuchungen findest du hier: https://www.verbraucherzentrale.nrw/schadstoffe/kueche/strohhalme-aus-pappe-enthalten-papierstrohhalme-schadstoffe-43444
2. Glastrinkflaschen vs. Plastikflaschen: Mehr CO₂ als gedacht
Glasflaschen wirken oft wie die umweltfreundlichere Wahl, aber ihre Herstellung benötigt extrem viel Energie. Wusstest du, dass Glas bei rund 1.500°C geschmolzen wird? Das führt zu einem hohen CO₂-Ausstoß. Die Glasindustrie verursacht jährlich über 60 Megatonnen CO₂-Emissionen. Und weil Glasflaschen auch schwerer sind, entsteht beim Transport mehr CO₂. Mehrweg-Plastikflaschen sind da deutlich effizienter. Sie brauchen weniger Energie in der Herstellung, sind leichter und lassen sich immer wiederverwenden und recyceln. Damit sind sie oft die bessere, nachhaltigere Wahl.
Mehr Infos findest du hier: https://www.bbc.com/future/article/20230427-glass-or-plastic-which-is-better-for-the-environment
3. Baumwolltaschen vs. Mehrweg-Plastiktaschen: Der Wasserverbrauch-Schock
Baumwolltaschen werden oft als umweltfreundliche Alternative zu Plastiktüten gesehen. Doch ihre Herstellung belastet die Umwelt stark. Besonders der hohe Wasserverbrauch beim Anbau von Baumwolle und der Einsatz von Pestiziden sorgen dafür, dass die Ökobilanz von Baumwolltaschen schlechter ist, als viele denken. Damit sie sich ökologisch lohnen im Vergleich zur Plastiktüte, müsstest du eine Baumwolltasche zwischen 20 und 100 Mal verwenden – je nach Studie.
Mehr Infos dazu findest du hier: https://www.deutschlandfunk.de/nachhaltigkeit-stoffbeutel-sind-nicht-besonders-oeko-100.html
4. Aluminiumdosen vs. Kunststoffverpackungen: Energiebilanz im Vergleich
Aluminium wird oft als umweltfreundlich dargestellt, doch in Wirklichkeit sieht es im Vergleich zu Kunststoff nicht so gut aus: Während beim Recycling von Aluminium 0,1 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Tonne eingespart werden, verursacht die Produktion von neuem Aluminium durchschnittlich 13,5 Tonnen CO₂-Emissionen pro Tonne. Zum Vergleich: In der Herstellung von Plastik sind es nur bis zu 2,4 Tonnen CO₂-Äquivalente. Kunststoff hat hier klare Vorteile. Es wird nicht nur deutlich weniger Energie bei der Produktion verbraucht, sondern Kunststoffverpackungen lassen sich auch effizient recyceln. Wenn du also darauf achtest, Kunststoff richtig zu recyceln, kann es die umweltschonendere Wahl sein – besonders im Vergleich zu energieintensivem Aluminium.
Mehr Infos dazu findest du hier: https://www.quarks.de/umwelt/muell/darum-ist-aluminium-nicht-gut-fuer-die-umwelt/
5. Nudeln: Papier, Plastik oder Karton – Welche Verpackung schneidet besser ab?
Der NABU hat in seiner Studie "Lebensmittelverpackungen im Vergleich" die Umweltbelastungen verschiedener Verpackungen analysiert. Im Ranking für Nudelverpackungen landet der Beutel aus 100 % Papier auf Platz eins, vor allem in den Kategorien Klimawandel und Ressourcenverbrauch. Zwar wird dreimal so viel Material benötigt als beim Plastikfolienbeutel aus Polypropylen, dennoch schneidet die Papierverpackung insgesamt am besten ab. Der Plastikfolienbeutel folgt auf Platz zwei. Er ist leichter und verursacht weniger Schadstoffemissionen, insbesondere im Wasser. Der Pappkarton mit Sichtfenster belegt den letzten Platz. Sein hoher Materialbedarf führt zu größeren Umweltbelastungen bei Produktion und Transport.
Mehr dazu erfährst du in der NABU-Studie: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/konsumressourcenmuell/211025-nabu-factsheet_verpackungsvergleiche.pdf
Dein bewusster Konsum zählt!
Anstatt nur auf „plastikfrei“ zu achten, lohnt es sich, die gesamte Lebensdauer eines Produkts zu betrachten. Kunststoff kann in vielen Fällen die umweltschonendere Wahl sein, besonders wenn er in einem geschlossenen Kreislauf bleibt. Nur wenn Kunststoff achtlos in die Natur geworfen wird (Littering), entsteht ein Problem. Der Schlüssel liegt darin, Materialien bewusst auszuwählen, die für den jeweiligen Zweck am nachhaltigsten sind. Mit jeder Entscheidung für die richtige Verpackung trägst du aktiv zum Schutz unserer Umwelt bei – dein Beitrag macht den Unterschied.